Acht Jahre alt war Skender (Foto oben), als 1992 der Bosnien-Krieg ausbrach. Über drei Jahre lang musste er mit seiner Familie in der von den Serben belagerten Hauptstadt Sarajevo ausharren und ums Überleben kämpfen. Skender war unser Guide bei einer kleinen Tour, die uns an die wichtigsten Schauplätze des Kriegs geführt hat. Die Schauplätze eines Kriegs, der in den Köpfen aller Bosnier noch tief verankert ist, dessen Zerstörung in den Städten und Dörfern des Landes überall sichtbar ist und der bis heute Politik und Gesellschaft lähmt.
Mittlerweile leben Serben (orthodox), Kroaten (katholisch) und Bosniaken (muslimisch) in Bosnien Seite an Seite. Konflikte gibt es kaum noch, in vielen Regionen lebt man einfach nebeneinander her, an manchen Orten gibt es ein gutes Miteinander, so haben uns junge Leute berichtet. Im Krieg war das anders: Niemand konnte seinem Nachbarn vertrauen, so berichtete Skender. Die Serben, die ihr Territorium vergrößern wollten, planten, die anderen Völker auszulöschen. Unter den Serben, die in Sarajevo lebten, wurden Waffen verteilt. Die Zivilbevölkerung sollte zusammen mit der Armee, die sich auf den Bergen rund um den Talkessel postiert hatte, die Hauptstadt für sich einnehmen.
Aber – so berichtet Skender – die Stadtbewohner verteidigten sich, teilweise kämpften sogar die Serben aus Sarajevo gegen die serbische Armee, die mit Scharfschützen und Granatwerfern in den Bergen lauerte. Das Überleben sicherte letztlich ein 800 Meter langer Tunnel, den Bergarbeiter unter der Landebahn des Flughafens durch gruben. Das Museum am Eingang des Tunnels (Foto) haben wir uns angeschaut und gesehen, wie hart es für die Männer gewesen sein muss, bis zu hundert Kilo schwere Rucksäcke mit Lebensmitteln oder Waffen durch den schmalen, niedrigen Schlund zu schmuggeln.
Eine Tour auf die Berge (Foto links) hat uns gezeigt, wie einfach es für die serbische Armee gewesen sein muss, Sarajevo unter Beschuss zu halten. Nur der Nebel und der Smog, der sich an vielen Tagen des Jahres über die Stadt legt, machte es den Bewohnern möglich, sich auf der Straße zu bewegen. Dennoch verlor die Hauptstadt ihre einstmalige Schönheit komplett. Häuser wurden geplündert, zerstört, ganze Stadtviertel unbewohnbar gemacht. Von der einstmaligen Schönheit zeugen noch die Ruinen von ehemaligen Hotels (Foto unten rechts) oder auch von der Bobbahn (Foto unten links), die anlässlich der olympischen Spiele 1984 errichtet wurde und seit dem Krieg unbenutzbar ist.
Bis heute stehen in Sarajevo ausgebombte Häuser mit renovierten Gebäuden Seite an Seite. Der Wiederaufbau schreitet langsam voran. Wie die Stadt damals ausgesehen hat und ob sie jemals wieder ihre alte Schönheit wiedererlangen wird, davon können wir und die Einwohner nur träumen.
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