Die Corona-Krise verschärft die soziale Not in Brasilien. Die BOW-Partner-Organisation Rede Rua in São Paulo berichtet von einem dramatischen Anstieg der Obdachlosen-Zahlen. „Die Stadt ist voll von Menschen, die keine Bleibe haben“, so Geschäftsführerin Andreza do Carmo. „Immer mehr Brasilianer verlieren wegen der Krise ihre Arbeit und landen auf der Straße. Dort ist die Gefahr einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus besonders groß.“
Die Hilfsorganisation hat bereits reagiert. Freiwillige verteilen seit einiger Zeit Essen, Schutzmasken und Desinfektionsmittel an die Bedürftigen auf der Straße. „Neben der Krise macht uns auch der beginnende Winter zu schaffen“, sagt do Carmo. „Schon unter normalen Bedingungen sterben jedes Jahr in den kalten Monaten Juni und Juli Hunderte Obdachlose. Wir befürchten, dass es in diesem Jahr wegen der Pandemie noch mehr werden.“ Auch Decken, warme Kleidung und Zelte werden daher an die Menschen verteilt.
Zugleich kritisiert die Rede Rua die Untätigkeit der Behörden. In den vergangenen Monaten seien immer wieder Hilfsgelder für soziale Zwecke gestrichen worden, so do Carmo. Auch die Rede Rua habe den Großteil ihrer sozialen Einrichtungen wegen des Wegfalls öffentlicher Gelder schließen müssen. Auch jetzt in der Krise lasse der Staat die Hilfsbedürftigen allein. „Wir versuchen Druck zu machen – bislang ohne Erfolg.“
Dank einer Spende des in Deutschland ansässigen kirchlichen Hilfswerks Adveniat konnte die Rede Rua vorübergehend einen Sozialarbeiter einstellen, der einzelnen Obdachlosen gezielt helfen kann. Zur Finanzierung der aktuellen Versorgungsmaßnahmen bittet Andreza do Carmo jedoch um weitere Unterstützung. Spenden nimmt BOW entgegen. Weitere Informationen gibt es hier.
Unsere Partner-Organisation Rede Rua (deutsch: “Netzwerk der Straße”) in São Paulo kämpft durch politische wie soziale Arbeit für die Rechte der Obdachlosen. BOW-Mitglied Michael Althaus hat ein Jahr lang als Freiwilliger vor Ort mitgearbeitet und hält weiter Kontakt.