Der November kommt näher und mit ihm ein ganz besonderer Besuch aus Bolivien. Ein Anliegen, das unserem Mitglied Julian seit fünf Jahren am Herzen liegt, kann nun endlich umgesetzt werden.
Yessica ist 20 Jahre alt und kommt aus Cochabamba, Bolivien. Die letzten Jahre hat sie zusammen mit ihrer Mutter Adela im Kinderheim „Cristo Rey“ gelebt, wo Adela schon seit langer Zeit eine hervorragende Arbeit als Erzieherin leistet.
Seit ihrer Geburt leidet Yessica an einer Hüftdysplasie, einer angeborenen Fehlstellung des Hüftgelenks. In Deutschland wird das schon im ersten Lebensjahr behandelt und operiert. Die fehlenden finanziellen Möglichkeiten der Familie sind der Grund, wieso Yessica diese Operation nie bekommen konnte. Eine Krankenkasse gibt es in Bolivien zwar, aber eine solche Operation wird nicht gezahlt.
Über die Jahre bekam Yessica zusätzlich Probleme mit ihrem Bein, denn dort entstand durch die Hüftdysplasie eine Fußfehlstellung, weshalb sie stark hinkt und viele Schmerzen bei alltäglichen Aufgaben bekommt. In den letzten Jahren hat sie an Schwimmwettkämpfen für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Beeinträchtigungen teilgenommen. Wegen den starken Schmerzen in den letzten Jahren darf sie das jetzt auch nicht mehr. Die Schmerzen sind dauerhaft im Stehen und beim Laufen vorhanden. Es ist eine Frage der Zeit, wann Yessica einen Rollstuhl benötigt. Das bedeutet auch, dass die Zahlungen seitens der Regierung so gering ausfallen werden, dass ein situationsgerechtes Leben nicht möglich sein wird.
Seit Julians erster Begegnung mit Yessica und ihrer Mutter Adela im Jahr 2010 bittet Adela um finanzielle Hilfe, damit Yessica in Cochabamba operiert werden kann. Die geschätzten Kosten würden 5.000 US-Dollar betragen. Julian hat dafür gesorgt, dass Yessica und ihre Mutter im Frühjahr 2014 nach „Santa Cruz de la Sierra“ reisen, eine Reise von zwölf Stunden mit dem Bus. Dort arbeiten Ärzte aus Deutschland von „Interplast Germany“, die zwei Mal im Jahr vor Ort sind und Menschen mit Behinderungen kostenlos operieren.
Durch den E-Mail Kontakt zu einem dieser Ärzte war schnell klar, dass nur der Fuß operiert werden könnte. Aber vor Ort stellte sich dann heraus, dass die Operation mit Fuß und Hüfte insgesamt zu kompliziert ist, und diese nicht innerhalb der Aufenthaltsdauer der deutschen Ärzte von 14 Tagen möglich ist. Yessica und ihre Mutter Adela sind unverrichteter Dinge und mit großer Enttäuschung nach Cochabamba zurückgekehrt, die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation war vorerst verloren.
Frühjahr 2016: Durch Zufall wurde Julians Familie über die „Lokalzeit“ im WDR auf einen Arzt aufmerksam, der bei jungen Menschen mit Behinderung einen solchen Hüftschaden operieren kann. Dabei wird eine Technik angewandt, die das Einsetzen einer neuen Hüfte erst mal nicht notwendig macht. Man kann zu Recht hoffen, dass durch diese Operation die Implantation einer neuen Hüfte somit bis zu einem Alter von circa 45 Jahren aufgeschoben werden kann. Bis dahin könnte Yessica ohne Schmerzen gehen und stehen.
Der Arzt aus der Siegener Kinderklinik hat sich nach kurzer Anfrage sofort bereit erklärt, Yessica kostenlos zu operieren. Die Rot-Kreuz-Klinik, in der er arbeitet, unterstützt dieses Vorhaben ebenfalls und garantiert der jungen Frau aus Bolivien einen kostenlosen Klinik-Aufenthalt. Die Kosten für die Reise werden aus Spenden von Building ONE World getragen.
Julians Familie hat bereits eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, damit alle eventuellen anderen Erkrankungen extra abgesichert sind. Ebenfalls wird sie Yessica für den Zeitraum eines halben Jahres bei sich aufnehmen und sie während ihres zehntägigen Aufenthalts in der Klinik begleiten und zu jeder Zeit mit allen Kräften unterstützen. Der Operationstermin ist der 14. Dezember, dann werden Hüfte und Fuß in einer langen Operation korrigiert. Anschließend stehen Nachsorgeuntersuchungen in Siegen an. Wenn es ihr besser geht, möchte Familie Mönxelhaus Yessica etwas von Deutschland zeigen und hat Ausflüge geplant. Dadurch soll ihr Aufenthalt angesichts der Umstände so angenehm wie möglich werden.
Als Julian Yessica das erste Mal kennengelernt hat, wirkte sie auf ihn sehr aufgeweckt und lebensfroh. Sie hat sich liebevoll um die Heimkinder gekümmert und mitgeholfen, wo es nur ging. Im Kinderheim hat sie in den letzten Jahren oft die Schichten an der Pforte übernommen. Mehr war durch die Schmerzen bedingt nicht mehr möglich.
Vielleicht können wir gemeinsam dafür sorgen, dass Yessica nicht nur ein Leben ohne Rollstuhl ermöglicht wird, sondern auch die Möglichkeit zur Eigenständigkeit zurückgegeben wird. Ein Leben, in dem sie selbst für ihren Unterhalt sorgen kann und nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sein muss. Yessica wird ein leichtes Hinken behalten. Außerdem wird sie weiterhin orthopädische Schuhe tragen müssen. Aber sie wird sich ohne Schmerzen bewegen können. Die Ärzte in Siegen haben ebenfalls signalisiert, dass Yessica wiederkommen darf, damit auch ihre andere Hüfte operiert werden kann. Außerdem soll dafür gesorgt werden, dass Yessica vor Ort in Bolivien durch die Ärzte von „Interplast Germany“ weitere Nachfolgeuntersuchungen bekommen kann. Das wurde bereits von ihrer Seite zugesagt.
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